Orient Express by Greene Graham

Orient Express by Greene Graham

Autor:Greene, Graham [Greene, Graham]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Als Coral den Arzt verlassen hatte, begann sie zu laufen, so schnell sie in dem schwankenden Zug mit ihrem Koffer nur laufen konnte; sie war außer Atem und fast schön zu nennen, als Myatt sie an der Klinke seiner Coupétür zerren sah. Vor zehn Minuten hatte er die Briefe Mr. Eckmans und die Liste der Marktpreise beiseite gelegt, denn ehe die Worte und Zahlen für ihn irgendeine Bedeutung gewinnen konnten, hörte er wieder die Stimme Corals: „Ich liebe dich.“

„Was für ein Spaß“, dachte er, „was für ein Spaß.“

Er sah auf die Uhr. Sieben Stunden würde der Zug nicht halten, und er hatte dem Schaffner ein Trinkgeld gegeben. Er überlegte, ob das Personal in Fernzügen an solche Dinge gewöhnt war. Als er jünger war, pflegte er Romane von Kurieren des Königs zu lesen, die von allein reisenden wunderschönen Gräfinnen verführt wurden, und sich dabei zu fragen, ob ihm jemals solches Glück widerfahren werde. Er schaute in den Spiegel und preßte sein gefettetes schwarzes Haar zurück. „Ich sehe nicht schlecht aus, wenn nur meine Haut nicht so bleich wäre.“ Aber wenn er seinen Pelzmantel ablegte, konnte er nicht umhin, sich daran zu erinnern, daß er beleibt wurde und daß er „in Rosinen“ reiste und nicht mit einem Portefeuille voll versiegelter Geheimdokumente. „Aber sie ist auch keine schöne russische Gräfin, doch sie hat mich gern, und sie hat eine hübsche Figur.“

Er setzte sich, blickte nach einer Weile wieder auf die Uhr und erhob sich. Er war erregt. „Du dummer Junge“, dachte er, „sie ist nichts Neues. Hübsch, nett und gewöhnlich, du kannst sie jede Nacht in der Spaniards Road finden.“ Trotz dieser Gewißheit hatte er das Gefühl, daß dieses Abenteuer etwas Frisches, den Reiz des Unbekannten an sich hatte. Vielleicht war es nur die Situation: mit siebzig Stundenkilometern in einem Schlafwagenbett zu reisen, das kaum mehr als zwei Fuß breit war. Vielleicht war es ihr Ausruf während des Abendessens. Die Mädchen, die er kennengelernt hatte, scheuten sich, jene Wendung zu gebrauchen. Sie würden ‚Ich liebe dich‘ sagen, wenn man sie danach fragte, aber ihr spontaner Tribut würden eher die Worte sein: „Du bist ein netter Junge.“ Er begann an Coral zu denken, wie er nie zuvor an eine Frau gedacht hatte, die zu haben war. „Sie ist lieb und süß, ich möchte ihr was Nettes tun.“ Es fiel ihm sekundenlang nicht ein, daß sie bereits Ursache hatte, ihm dankbar zu sein.

„Komm herein“, lud er sie ein, „komm herein.“ Er nahm ihr den Koffer ab, schob ihn unter den Sitz und ergriff ihre Hände.

„Ja“, sagte sie lächelnd, „jetzt bin ich da, nicht wahr?“ Trotz dieses Lächelns merkte er, daß sie sich fürchtete, und fragte sich, warum. Er ließ ihre Hände los, um die Vorhänge der dem Gang zugewandten Fenster herabzulassen, so daß sie beide plötzlich allein zu sein schienen in einem kleinen, bebenden Kasten. Er küßte sie und fand ihren Mund kühl, weich und unsicher in seiner schüchternen Erwiderung.

Sie setzte sich auf die Bank, die in ein Bett verwandelt worden war, und fragte ihn:



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